Rasen düngen
Saftige Rasenflächen bestechen durch ihre vitale Wuchskraft. Das erfordert nicht nur die Pflege mit dem Rasenmäher, dem Kantenstecher oder einer punktuellen Nachsaat. Auch der Boden muss durch Kalk und Dünger gepflegt werden. Hier erfahrt ihr die Grundlagen.
Vorweg: Kalk und Dünger reagieren zusammen und können die eigene Wirkung dadurch aufheben. Zwischen dem Düngen und Kalken sollen deswegen 6 bis 8 Wochen liegen. Das lässt sich ganz einfach bewerkstelligen, wenn vor dem Frosteinbruch oder nach dem Abtauen des Bodens Gartenkalk aufgetragen wird. Dieser soll den pH-Wert im sauren Boden anheben und löst sich dabei auf. Er muss deswegen nicht während der Wachstumsphase aufgetragen werden, was ebenfalls ginge.
ph Bodentester
Der Boden säuert sich mit der Zeit an:
– Bei verdichteten und staunassen Böden kommt es zur anaeroben Zersetzung, der Boden wird saurer.
– Durch das Wachstum der Pflanzen nehmen die Wurzeln im Boden Nährstoffe auf und säuern diesen an.
– Einige Rasendünger senken den pH-Wert.
– Möglicherweise ist der Regen etwas sauer.
Alle Pflanzen haben ihren pH-Wert, mit dem sie Nährstoffe gut aufnehmen können. Dieser schwankt jedoch abhängig zur Bodenart. Generell wird für Rasenflächen eine Erhaltungskalkung von 150 Gramm kohlensaurem Kalk auf Sandböden empfohlen – aber nur alle drei Jahre. Auf schweren Böden wäre etwas reichlicher zu kalken, um das laufende Ansäuern auszugleichen.
Ganz wichtig: Mehr ist nicht besser, Kalk steigert den pH-Wert und beflügelt dadurch das Bodenleben. Dieses beschleunigt den unerwünschten Humus-Abbau. Außerdem bevorzugt Rasen leicht saure Böden.
Das klassische Phänomen für übersäuerte Böden ist Moos im Rasen. Auch Sauerampfer oder Hahnenfuß gedeihen, wenn es zu sauer ist. Außerdem kann der Rasen schlechter auf Nährstoffe zugreifen und leidet häufig an Chlorosen, erkennbar an der Gelbfärbung. Auch ein zusätzliches Düngen ist dann keine Abhilfe.
Normalerweise werden Böden mit der Zeit saurer, das gilt jedoch nicht für Böden, die verwittertes Kalkgestein enthalten. Ist der pH-Wert zu hoch, gedeihen Klee, Löwenzahn, Disteln und andere Unkräuter. Auch dann hat es der Rasen schwer, auf Nährstoffe im Boden zuzugreifen.
Je nach Hersteller ist im Gartenkalk nicht nur kohlensaurer Kalk, sondern auch Magnesium oder anderes Material enthalten. Die benötigten Mengen wären dann nach oben anzupassen.
Der ph-Zielwert für Rasenflächen:
– Sandböden von 5,5 bis 6 pH
– mittelschwere Böden 6 bis 6,5 pH
– schwere Lehmböden 6,5 bis 7 pH
Im Idealfall wird von der Rasenfläche eine Bodenprobe genommen. Wächst zur einen Seite der Klee und zur anderen das Moos, sollte für diese Bereiche jeweils eine Probe gemacht werden. Es kommt vor, dass Teilflächen ganz andere ph-Werte mitbringen, beispielsweise, weil ein Bereich bei Regenwetter im Wasser steht.
Wer einen Mulchmäher verwendet, hat den ganzen Rasenschnitt auf der Fläche. Gerade dann kann Staunässe zur anaeroben Zersetzung führen. Das Anheben des pH-Werts fördert die aerobe Zersetzung. Auch solche nassen Stellen im Rasen sollten eine Zone innerhalb der Bodenproben darstellen.
Wer den pH-Wert ermittelt und seine Bodenbeschaffenheit richtig deutet, kann mit der Kalkung beginnen. Als vorbereitende Maßnahme sollte der kurze Rasen bei trockenem Wetter vertikutiert werden.
Wichtig ist, dass starke Sonneneinstrahlung wegen drohender Verbrennungen vermieden wird. Genau deswegen bieten sich Oktober-November und Februar-März für die Kalkung an. Der aufgetragene Kalk soll in den Boden gespült werden. Im Idealfall gibt es anschließend einen anhaltenden und nicht zu starken Regenfall. Bleibt der Regen aus, wäre der Rasen kurz zu bewässern.
Am sinnvollsten ist es, körnigen Gartenkalk zu verwenden, der sich mit dem Streuwagen auftragen lässt. Dieser ist auch zum Auftragen von Dünger eine Empfehlung, um punktuelle Verbrennungen zu vermeiden. Die Menge muss richtig eingestellt werden.
Bei leicht gesunkenem pH-Wert
– Sandböden 150 bis 200 Gramm je m²
– mittelschwere Böden 200 bis 300 Gramm je m²
– schwere Lehmböden 300 bis 400 Gramm je m²
pH-Wert um eine Stufe erhöhen
– Sandböden 250 Gramm je m²
– mittelschwere Böden 375 Gramm je m²
– schwere Lehmböden 500 Gramm je m²
Ab Mengen von 300 Gramm je m² wäre die wiederholte Kalkung kleinerer Mengen zu empfehlen. Der Abstand soll bei mindestens vier Wochen liegen. Besser wäre es, bis zum nächsten Spätherbst oder Spätwinter zu warten.
Gerade an den Stellen, die regelmäßig Staunässe ausgesetzt sind, säuert der Rasenboden durch anaerobe Zersetzung schnell an. Hier kann es helfen, den Rasen zu sanden. Im Frühjahr werden zwei bis drei cm grober Bausand aufgetragen, die nach und nach in den Bodengrund übergehen. Nach drei bis vier Jahren dieser Anwendung wird sich der Effekt einstellen, dass Regenwasser besser aufgenommen wird. Dadurch wird die anaerobe Zersetzung gelindert.
Neben der Staunässe wird auch die Trockenheit im Sommer zum Problem. Gerade die Stellen, die täglich in der prallen Sonne liegen, werden Schaden nehmen. Hier hilft nur die Bewässerung der Rasenfläche. Es ist wie beim Kalk auf die passende Dosis zu achten – ansonsten wird die Wasserrechnung zur bösen Überraschung.
Erst wenn der pH-Wert stimmt, kommt Rasendünger voll zur Geltung. In diesem ist häufig Eisen enthalten. Eisen schadet dem Moos und es schadet auch Unkräutern wie Klee und Gänseblümchen. Es steigert jedoch die Vitalität des Rasens und hilft diesem, sich gegen Unkräuter durchzusetzen.
Die Hauptkomponenten im Rasendünger sind jedoch Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K). Auf jeder Düngerpackung werden die enthaltenen Mengen angegeben. Häufig überwiegt der Stickstoff-Anteil deutlich. Ist das deswegen richtig?
Wer sich im Frühjahr und Frühsommer beim Mähen über die Wuchskraft seiner Rasenfläche ärgert, sollte beim Stickstoff sparsam sein. Dieser geht in das quantitative Wachstum. Phosphor ist hingegen für die Blühkraft und Fruchtbildung entscheidend, die es bei kurzen Rasenflächen nicht gibt. Ein für Rasenflächen wichtiger Nährstoff ist Kalium. Dieser macht den Rasen gegen Trockenstress und gegen Frost robuster und verbessert die Abwehrkraft gegen Krankheiten.
Phosphor ist nicht unwichtig, soll im Rasendünger jedoch untergewichten. Stickstoff könnte in einer frühen Herbstdüngung noch einen letzten Wachstumsschub beflügeln. Im Frühjahr wird er jedoch garantiert zu einem üppigen Wachstum verhelfen.
Ist die Rasenfläche nicht gut durch den vorherigen Sommer oder den Winter gekommen, kann stellenweise eine Nachsaat erfolgen. Solch eine Rasenfläche sollte auch im Frühjahr eine ordentliche Portion Stickstoff erhalten.
Wichtig bleibt, die Angaben der Hersteller zu studieren. Einige Rasendünger können bei falscher Anwendung zu Schäden der Rasenfläche führen. Im Normalfall sollte der Rasen frisch, aber nicht zu kurz gemäht werden. Der Boden muss genug Feuchtigkeit enthalten und pralle Sommersonne ist zu meiden. Damit der Dünger nicht stellenweise zu dick oder dünn aufgetragen wird, empfiehlt sich ein Streuwagen.
Wer eine intakte Rasenfläche vorfindet, muss nur die laufende Pflege beachten und Warnzeichen wie Moosbildung erkennen.
Bei einer Fläche, die mehr Moos und Unkraut als Rasen ist, wird es schwieriger. Hier wäre dringlich mit dem pH-Test zu beginnen, um dann passend Kalk aufzutragen. Stellenweise kann das Nachsäen mit Reparaturrasen helfen. Liegt eine Fläche zum Teil im Schatten, sollte der entsprechende Teil eventuell mit Schattenrasen neu eingesät werden.
Etwas Dünger wird in der Wachstumszeit nicht schaden. Besser ist es, erst den pH-Wert zu sanieren und dann mit Nährstoffen nachzuhelfen. Sobald die Fläche einmal saniert ist, sinken die benötigten Kalkmengen. Weil guter Rasendünger präventiv gegen Moos und Unkraut hilft, wäre hier auch auf einer intakten Rasenfläche nicht zu knapp zu dosieren.
Robert Brungert von familiengarten-tipps.de